A:NR als Experten im Bundestag
Berlin, 18.01.2023
Die Aktion Notaufnahmen retten, vertreten durch Daniel Labes und Luise Junge, ist als Experte in den Gesundheitsausschuss im Bundestag geladen.
Wir bekommen 3 Minuten Redezeit, um die aktuelle Problematik in den Notaufnahmen dazustellen. Die Kernprobleme werden mit Personalmangel, Overcrowding, insuffizienter Finanzierung und Exit Block benannt. Nach Daniels Rede haben die Fraktionen die Möglichkeit Fragen zu stellen. Es geht vor allem um mögliche Lösungsansätze.
Aktuell gibt es keine verbindlichen Personaluntergrenzen für Notaufnahmen. Der GBA fordert lediglich, dass eine Pflegekraft anwesend sein muss. Der aktuelle Personalmangel resultiert vor allem aus der Überforderung des Personals. Viele Pflegekräfte haben die Notaufnahmen verlassen, oder planen sie zu verlassen. Dieses Problem können wir nur durch eine konsequente Entlastung des Personals erreichen. Die A:NR fordert daher, eine patientenorientierte Bemessung des Personalbedarfes anhand von Patientenkontakten pro Jahr. Dabei darf eine Pflegekraft nicht mehr als 1025 Patientenkontakte pro Jahr haben.
Overcrowding ist ein vielschichtiges Problem. Es beschreibt die totale Überlastung der Notaufnahme. Sie kommt in allen Notaufnahmen vor und ist für Patienten und Personal eine gefährliche Situation. Die Ursachen für Overcrowding sind multifaktoriell. Personalmangel, demografischer Wandel, unzureichende ambulante Versorgung, Verteilungsprobleme und Attraktivität der Notaufnahmen für Patienten sind Faktoren, die zu Overcrowding führen. Wir unterstützen diese Lösungsansätze: Einführung von Integrierten Notfallzentren an ausgewählten Klinikstandorten, um die Kapazitäten der Notfallversorgung zu steigern. Einführung einer verbindlichen Personalbemessung für Notaufnahmen. Ausbau der digitalen Vernetzung von Rettungsdiensten und Notfallzentren. Hierbei legen wir besonderen Wert auf eine bidirektionale Kommunikation mit den Leitstellen. Einführung einer zentralen Notrufnummer, die vor dem Besuch der Notaufnahme kontaktiert werden muss, um alternative Behandlungspfade abzuklären.
Die aktuelle Finanzierung der Notaufnahmen durch die Notaufnahmen-Pauschale ist unzureichend. Wir fordern eine Kombination aus bedarfs- und leistungsabhängiger Finanzierung. Wir unterstützen den Vorschlag der Regierungskommission Lauterbach, eine 60%ige Vorhaltepauschale einzuführen. Diese sollte jedoch um eine leistungsabhängige Komponente ergänzt werden. Die Einführung von speziellen OPS Codes für die Notaufnahmen ist wichtig und notwendig. Weiterhin sollte die Eintreffzeit der Patient:in berücksichtigt werden. Da Personalkosten an Wochenenden, Feiertagen und Nachts steigen, muss sich dies ebenfalls bei der Abrechnung der Kosten widerspiegeln. Daraus ergibt sich für uns folgende Formel: „60% Vorhaltepauschale“ + „Faktor Uhrzeit“ x „Kosten der OPS Codes“ = Behandlungskosten.